Leistung braucht Richtung: Hoffnung auf Erfolg vs. Furcht vor Misserfolg

Ab heute gibt es mal wieder ein wenig Psychologie für dich.
Konkret: Der Start einer Serie zur Leistungspsychologie.

Teil 1 – Motive: Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg.

🙅‍♂️ Pauschal zwischen „motiviert“ und „unmotiviert“ zu unterscheiden, ist aus vielen Gründen unsinnig.
Denn was dabei beispielsweise komplett fehlt, ist die Richtung.

Das Motiv, der Antreiber.

Wenn ich hier von Hannover aus nach Berlin will, reicht es nicht aus, nur in den Zug zu steigen. Es muss schon der Richtige sein. Es zieht mich ja nicht nach Buxtehude, sondern nach Berlin.

So ist das auch mit unserer Leistungsmotivation.

Nach dem Erwartungs-Wert-Modell nach Atkinson (1957) werden zwei grundsätzliche Motive differenziert:

Hoffnung auf Erfolg und Furcht vor Misserfolg.

Während beide Motive unser Erleben und Verhalten prägen, ist Ersteres das, was uns wirklich voran bringt. *Vor allem* unter den richtigen Rahmenbedingungen (die kommen in Part 2).

Hier eine Gegenüberstellung:

* Hoffnung auf Erfolg (HaE) beschreibt die relativ stabile Charaktereigenschaft, Befriedigung über die eigene Leistung zu erleben.
* Furcht vor Misserfolg (FvM) hingegen ist das grundlegende Bedürfnis, Scham oder Bloßstellung zu vermeiden.

Warum ist das wichtig?
-> Weil sich das Verhalten von Menschen der jeweiligen dominanten Charaktereigenschaft stark unterscheidet:

🔹️Menschen mit dominanter HaE-Ausprägung setzen sich ambitionierte, aber erreichbare Ziele, wählen bevorzugt Aufgaben mittlerer Schwierigkeit – mit kalkuliertem Risiko – und sehen Herausforderungen als willkommene Gelegenheit zur Weiterentwicklung.

🔹️Bei Rückschlägen analysieren sie ihre Strategien, lernen daraus und führen Misserfolg eher auf kontrollierbare Faktoren wie unzureichende Anstrengung zurück.

🔹️Stolz, Freude und Zufriedenheit prägen ihre emotionale Bilanz bei Erfolg; Misserfolge werden als Lernchance verstanden. Ihr Selbstbild ist dabei meist realistisch.


🔸️Demgegenüber steht das Vermeidungsmotiv bei Menschen mit dominanter FvM-Ausprägung: Sie setzen Ziele eher defensiv und wählen bevorzugt Aufgaben mit sehr hoher oder sehr niedriger Schwierigkeit – entweder um Misserfolg auszuschließen oder um im Scheiternsfall eine Erklärung zu haben.

🔸️Bei Herausforderungen zeigen sie tendenziell weniger Anstrengung, neigen zur Prokrastination und geben schneller auf. Misserfolge werden häufig als Ausdruck mangelnder Fähigkeit interpretiert – was das Selbstwertgefühl bedroht und Vermeidungsstrategien nach sich zieht.

🔸️Emotionale Begleiter sind hier häufig Angst und Scham, und das Selbstbild schwankt zwischen Über- und Unterschätzung, um sich vor negativen Bewertungen zu schützen.

Auch wenn ich als Coach und Psychologe weiß: Es gibt für alles einen Grund und man kommt nur schwerlich „aus der eigenen Haut heraus“:

Gerade jene, die dem Prinzip Hoffnung folgen, bringen uns voran. Gesellschaftlich und in Organisationen.

Auch wenn sie öfter scheitern.

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