Die stille Rückkehr: Was Organisationen zurück in alte Muster zieht

Veränderungsvorhaben scheitern selten am Anfang.
𝗦𝗶𝗲 𝘀𝗰𝗵𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿𝗻 𝗺𝗲𝗶𝘀𝘁 𝗮𝗻 𝗱𝗲𝗿 𝗘𝗻𝘁𝗿𝗼𝗽𝗶𝗲 𝗱𝗲𝘀 𝘀𝗼𝘇𝗶𝗮𝗹𝗲𝗻 𝗦𝘆𝘀𝘁𝗲𝗺𝘀.

Betrachtet man das Veränderungsmodell nach Kurt Lewin: „Unfreeze – Change – Refreeze“ dann wirkt es eigentlich ganz einfach, eine Organisation zu verändern. Man muss sie nur veränderungsbereit machen und nach getaner Arbeit wieder fixieren. 🧊💧🧊 🌟

Das ist ein wenig wie mit der klassischen Fangfrage: „Wie kriegt man eine Giraffe in den Kühlschrank?“
Antwort: Kühlschrank auf, Giraffe rein, Kühlschrank zu. 🦒

Lässt man alle wesentlichen Parameter außer Acht, geht sicherlich beides. Dumm nur, dass die Realität da ein wenig komplexer ist.

Deshalb heute ein Thema, das in jeder Veränderung zuschlägt, aber (mir) zu wenig Beachtung findet: 𝗘𝗻𝘁𝗿𝗼𝗽𝗶𝗲.

Wenn ihr euer Essen erwärmt und es zu lange stehen lasst, wird es wieder kalt. Warum? Entropie!

Organisationen neigen – wie physikalische Systeme – zur Entropie: Wenn keine gezielte Energie mehr eingebracht wird, nivellieren sich Spannungen, neue Strukturen verlieren Kraft, und das System driftet zurück in den Ausgangszustand.

Veränderung erzeugt Spannung. Doch sobald die Impulse nachlassen – durch den Rückzug von Change Agents jeglicher Form – beginnt das System also, in seinen Ausgangszustand zurückzugleiten.

Oftmals schleichend. Und nicht als bewusster Widerstand, sondern als natürliche Rückkehr in einen stabilen, „ausgeglichenen“ Zustand.

Entropie wirkt hier also als Naturgesetz. Entsprechend müssen wir damit bewusst umgehen. Genauso wie sich eine Giraffe nicht einfach in den Kühlschrank stecken lassen wird. 🌴🦒


➡️ Organisationen bevorzugen bekannte Muster, vertraute Interaktionsformen, etablierte Routinen. Veränderung ist für sie energetisch teuer.

Gerade in Transformationen wird dieses Phänomen oft unterschätzt:
💠 Neue Strukturen werden formal etabliert, doch alte Entscheidungslogiken bleiben bestehen.
💠 Prozesse werden verändert, aber die zugrunde liegenden Denk- und Kommunikationsmuster bleiben unangetastet.
💠 Rollen werden neu definiert, aber Verantwortungsübernahme wird nicht kultiviert.

Das führt zu einer lediglich oberflächlichen Transformation: Sichtbare Artefakte entstehen, aber eben keine kulturelle Integration.

Was fehlt, ist die Energiebindung im System: Durch lokale nachhaltende Führung, gemeinsames Sinnverständnis und die konsequente Bearbeitung von Spannungen, die das Neue notwendig erzeugt.

𝗗𝗲𝘀𝗵𝗮𝗹𝗯:
Wahrer Wandel ist kein technisches Problem, das man planen und implementieren kann. Er ist ein sozialer Prozess, der nur dann Bestand hat, wenn das System selbst beginnt, die neue Ordnung aktiv zu tragen und weiterzuentwickeln.

Solange Veränderung extern getrieben bleibt, bleibt sie abhängig.
Sobald sie intern verankert wird, wird sie nachhaltig.

𝗠𝗲𝗶𝗻 𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Transformation ist gelungen, wenn niemand mehr externe Energie zuführen muss – und das Neue trotzdem bleibt.

🧠💬 Wie seht ihr das?

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